Die Welt wird immer lauter – wie es gelingen kann, zur Ruhe zu kommen
In meinem Alltag wirke ich anders als ich tatsächlich bin.
Kommt dir das bekannt vor?
Ich bin ein „zu…“ Mensch. Zu groß, zu laut, zu sichtbar. Mit knapp 1,80 und langen Locken falle ich auf – noch ehe ich spreche. Spätestens wenn ich anfange zu reden, weiß ich, dass ich präsent bin. Mit dem was ich sage und wie ich es sage. Damit habe ich meinen Frieden gemacht. Ich nutze es, um neue tolle Leute kennenzulernen und um die Chance zu haben, nicht nur Smalltalk halten zu müssen, sondern wirkliche Gespräche führen zu dürfen. Daher bin ich auch lieber in der Kneipe als auf großen Partys und Festen 😅
Ansonsten bin ich wirklich gern allein. In einer Welt, die immer lauter wird, habe ich schon immer die Ruhe der Natur genossen. Meine Tiere sind daher Verpflichtung und Ruhepol zugleich.
Ich merke aber, dass sich immer mehr Menschen, die diesen Zwiespalt eigentlich nicht haben, nach Ruhe sehnen. Sowohl in Bezug auf Lärm als auch auf zu vielen Tätigkeiten.
Ein paar Beispiele:
Fahrzeuge werden immer leiser und ihr Lärm in den Städten dennoch immer lauter. Wir haben immer mehr zu tun, obwohl die anfallenden Aufgaben dank KI und Alltagshelfern eigentlich leichter zu erledigen sind.
Unberechenbarer Lärm wie eine Sirene ist tausend mal schlimmer in den Ohren als ein Tumult an sich unterhaltenden Menschen abends in der Stadt bei einem Glas Wein.
Eine Aufgabe, die uns zufällig vor die Füße kommt, ist für uns schwerer zu bewältigen als ein voller Terminkalender, welchen wir lediglich abarbeiten müssen.
Individuelle Lösungen für Ruhezonen
Unsere Aversion gegenüber dem Lärm in unserem Leben wächst mit jedem Geräusch. Wir haben das Gefühl ausgeliefert zu sein. Nichts ändert sich. Ein Teufelskreis: Je hilfloser wir uns fühlen, desto leiden wir unter der Belastung. Und dabei ist es egal, ob es eine kleine Tätigkeit ist, die uns stört. Als Beispiel: wie sehr nervt uns doch das kleine Geräusch einer Mücke nachts neben unserem Ohr, sodass es uns sogar um den Schlaf bringt.
Wir können uns zwar an eine Geräuschkulisse gewöhnen, dennoch kann diese Auswirkungen auf gesundheitliche Schäden haben. Ähnlich wie wir uns an ein Arbeitspensum gewöhnen können, welches dennoch langfristig ungesund für uns ist.
Eine absolute Stille aber beklemmend und kaum möglich zu erreichen sein. Ebenso wie ein leerer Tag uns unzufrieden zurücklässt. Es ist die Ruhe, die entspannend ist.
Ruhezonen sind interessanterweise nicht still. Städte planen Konzepte, um Orte mit viel Lärm ruhiger zu machen, indem sie Hörbänke installieren, welche eine Varietät an wählbaren Klängen installiert haben. Denn es ist hochgradig individuell, welches Geräusch wir als angenehm empfinden.
Ruhezonen im Alltag müssen daher nicht zwingend sitzend oder schlafend oder „leer“ verbracht werden. Im Gegenteil: angenehme Tätigkeiten, die dir liegen, können viel eher zur Entspannung beitragen. Ist es die Gartenarbeit, der Sport oder die bewegte Mittagspause?
Unser Geräuschempfinden und auch unsere Belastbarkeit können sich im Laufe des Lebens verändern. Manchmal brauchen wir mehr Ruhe, dann wiederum weniger.
Für Stress und Überbelastung gilt es genauso umzugehen wie mit der Verbesserung der Akustik in der eigenen Umgebung:
Den Schall von außen abdämmen und innen Klangräume schaffen, die man selbst mag.
Man gestaltet seine Wohnung ja auch so, dass man sie optisch schön findet.
Aus diesem Grund sind meine Tiere – trotz der Verpflichtungen ihnen gegenüber – meine aktiven Ruhezonen, in denen mein Kopf sich von den vielen To-Dos und beruflichen Interaktionen erholen kann.
Was sind deine?