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coaching Archive - Laureen von der Wellen – Coaching https://laureenvonderwellen.de/?tag=coaching Systematisches Coaching, tiergestütztes Coaching Wed, 29 May 2024 10:44:25 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Tiergestütztes Coaching von Jugendlichen – ein Praxisbeispiel https://laureenvonderwellen.de/?p=2066 https://laureenvonderwellen.de/?p=2066#respond Wed, 29 May 2024 10:40:24 +0000 https://laureenvonderwellen.de/?p=2066 Vorteile von Tieren im Coaching Polly und Floki wartend bei meinem Hippotherapiepferd Hary Die positiven Wirkungen des Kontakts mit Tieren sind mittlerweile unbestritten. In zahlreichen Studien wurde die Endorphinproduktion, eine Normalisierung des Blutdrucks, eine Verminderung von Angst und Stress, die Verbesserung der Stimmung und ein Entspannungseffekt nachgewiesen. Aus diesem Grund frage ich alle meine Coachees, […]

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Vorteile von Tieren im Coaching

Polly und Floki wartend bei meinem Hippotherapiepferd Hary


Die positiven Wirkungen des Kontakts mit Tieren sind mittlerweile unbestritten. In zahlreichen Studien wurde die Endorphinproduktion, eine Normalisierung des Blutdrucks, eine Verminderung von Angst und Stress, die Verbesserung der Stimmung und ein Entspannungseffekt nachgewiesen. Aus diesem Grund frage ich alle meine Coachees, welche ich bei mir begrüßen darf, ob sie Angst vor Hunden haben oder ob meine beiden während des Treffens auf ihren Plätzen anwesend sein dürfen.

Zudem ist es erwiesen, dass eine gute Beziehungsebene zwischen Coach und Coachee viel entscheidender ist, als die Verwendung bestimmter Methoden. Denn es braucht es ausreichend Signale, die dem Menschen Sicherheit vermitteln, um sich in einem Coachingprozess außerhalb der Komfortzone zu trauen.

Das Einbringen von Tieren in einem Coachingprozess ist daher eine Hilfestellung für die Betroffenen, um einen Zugang zum eigenen Schmerz zu finden und um durch diesen Schmerz einfacher hindurchgehen zu können.


So auch bei einem meiner Coachings mit einem jungen Mädchen, welches sich verwehrte sowohl ihre Schulaufgaben zu erledigen als auch mit ihren Eltern oder Lehrern über ihre Herausforderungen zu reden. Die Eltern kamen auf mich zu und gemeinsam beschlossen wir, dass der Prozess als „Nachhilfe“ für das Mädchen beginnen sollte. Aufgrund meines Studiums und der Tätigkeit als Vertretungslehrerin an einem Gymnasium bot es sich an und es erschien sinnvoll, dem Mädchen einen Anknüpfpunkt zu geben, unter dem sie sich etwas vorstellen konnte.

Beim ersten Treffen hatte ich noch meinen Tierschutzhund Floki dabei. Das tierliebe Mädchen saß stumm mit verschränkten Armen an ihrem Schreibtisch – schaute aber immer wieder auf den neben mir liegenden Hund. Ihre Abweisung respektierend, sprach ich sie nicht direkt an, sondern sagte zu Floki: „Siehst du, unsere Gastgeberin ist ein genauso starker Charakter wie du, als du damals zu mir kamst. Sie kann auch gut auf sich aufpassen.“ 

Abwehrstrategien sind häufig der einzige Handlungsspielraum, den ein Mensch in großer Unsicherheit sieht. Da es sich hier aber um ein Coaching einer Jugendlichen und explizit keine Therapie einer Krankheit handelte, sah ich – in Absprache mit den Eltern – keinen Sinn darin, ihr das offenbar letzte Gefühl eigener Ermächtigung nehmen zu wollen. 

Das Mädchen sah zuerst Floki und dann mich erstaunt an. Ihre Augen waren groß und sie zeigte offen ihr Misstrauen. Sie befürchtete wohl ausgetrickst oder manipuliert zu werden. 

Um ihr zu zeigen, dass ich meinen Respekt ihrer Abwehr gegenüber ernst meinte, legte ich ihr ein paar mitgebrachte Stifte und Papier hin und begann selbst für mich zu malen. 

Sie saß weiter mit verschränkten Armen da und begann mit den Füßen zu tippen. Wohl, weil ich nicht reagierte, begann sie fester aufzutreten und irgendwann sogar zu stampfen. 

Floki war eingedöst, aber wachte dadurch erschrocken auf. „Es ist alles in Ordnung“, sagte ich zu dem großen Hund. „Sie darf tun, was sie gerade braucht.“ 

Das Mädchen stellte das Stampfen ein und scannte mich von oben bis unten, als wollte sie prüfen, ob ich das, was ich sagte, wirklich ernst meinte. 

Dann begann sie sich umzusehen, blieb lange mit ihrem Blick auf Floki hängen, beugte sich irgendwann seufzend über das Papier und begann zu malen. 

So malten wir eine ganze Weile stumm nebeneinander her, immer mit dem dösenden Hund neben uns. 

Nach dieser „Nachhilfestunde“ wollte sie sich freiwillig wieder mit mir (und Floki) treffen. Vermutlich, weil sie mir gegenüber ihre Abwehrstrategie nicht verteidigen musste, gegen die ihr Umfeld bisher aus Sorge massiv vorgegangen war. 

In der zweiten Stunde sprachen wir über das Bild, welches sie gemalt hatte. So konnten wir einen tollen Prozess beginnen, in dem ihre Abschottung immer mehr kleine Risse bekam. Sie lernte, sich in sich selbst sicherer zu fühlen und wieder mit ihren Eltern und Lehrern zu sprechen. 

Floki wurde so etwas wie eine Brücke zwischen uns, da er ihre Abwehrstrategien immer wieder ins Wanken brachte, indem sie ihn streicheln oder als Thema zum Unterhalten nutzen konnte, wenn andere Themen für sie noch zu schwer waren. Und auch ich konnte für viele indirekte Ansprachen oder Vergleiche auf den rumänischen Tierschutzhund verweisen. 


Häufig wird der Fehler gemacht, kontrollierend auf den anderen einzugehen, den man unterstützen möchte, und dabei zu viel Druck und Kontrolle auszuüben. Das geschieht, wenn man ein festes Ziel vor Augen hat und nicht nur eine gute Absicht oder sich Coachees, wie hier gezeigt, einer Interaktion verwehren. 

Das wohl Wesentlichste, was mir in der Arbeit mit meinen Tieren verschiedener Arten aufgefallen ist, dass sie versuchen, sich so aufeinander zu beziehen, dass keine Ressourcen verloren gehen, sondern erhalten bleiben. So wird ein schüchterner Hund von anderen dazu ermutigt, sich in eigenem Tempo mit der Umwelt auseinanderzusetzen. Ein draufgängerisches Pferd hingegen wird von ruhigeren Pferden begrenzt, wenn sie zu hektisch werden, lassen das Temperament dennoch zu. 

Es gibt Menschen, die eine so große Abwehr und Angst haben, dass sie sich selbst mit dieser Anspannung blockieren. Die Erfahrung von echtem Halt von Außen durch eine stabile Person oder auch einem Tier kann dann viel in ihnen bewegen. 

Obwohl vollkommen klar ist, dass man Tiere nicht 1 zu 1 mit den Menschen vergleichen kann, bricht deren klare und einfache Art vieles auf Zusammenhänge herunter, die in der menschlichen Kompliziertheit kaum noch zu erkennen sind. 

Ich lade daher jeden meiner Coachees ein, mit seinem eigenen oder einem meiner Tiere im Coaching zu arbeiten, wenn er sich in sich selbst unsicher fühlt und diese Art von Selbstentwicklung gerne einmal selbst erfahren möchte. 

Polly bei zwei Coachingterminen

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Weniger Suche nach Sinn, mehr Spaß bei der Arbeit

Immer mehr Klienten kommen ins Coaching, um Hobbys, Jobs oder andere Tätigkeiten zu finden, die sinnvoll für sie sein und sie dadurch glücklicher machen sollen.

Von Sinn, Grundschulkindern und LinkedIn

Sinn. Das ist das große Versprechen von New Work. Studien zeigen seit Jahren, dass immer mehr Menschen Sinn in ihrem täglichen Tun erleben wollen. Und Unternehmen antworten: mit „Mission Statements“ und entsprechenden Stellenausschreibungen.

Die „Aktion Schulstunde“ des RBBs richtet sich mit ihren Onlinematerialien an Kinder in den Klassenstufen 3-6. Eine Einheit heißt: „Arbeit und Sinn“. Dort heißt es: „Nicht immer arbeiten Menschen nur, um Geld zu verdienen. […] Viele wollen mit ihrer Arbeit etwas Sinnvolles tun. Was also macht Arbeit schön?“ Die Frage, die sich mir stellt ist daher, ob Arbeit ohne einen tieferen Sinn nicht schön sein kann? LinkedIn, als Plattform für die berufliche „Identität“, scheint zumindest eine Antwort darauf zu geben.

Der Mensch sucht nach dem großen Ganzen in der eigenen kleinen Welt. Arbeit als Erfüllung und zur Selbstverwirklichung. Und es ist ja auch logisch: sehen wir einen höheren Sinn in dem, was wir tun, fühlen wir uns weniger ersetzbar. Vielleicht ist die Sinnsuche am Ende ein menschliches und daher auch ein, zumindest etwas, egoistisches Maxim. Wir helfen uns selbst, indem wir uns besser fühlen, wenn wir anderen helfen dürfen.


Sinn lass nach

Wo liegt also das Problem, wenn wir nach Sinn in unserem Tun streben, wenn wir daraus so viel für uns und andere gewinnen? Ganz simpel gesagt: Zu viel Sinnsuche macht krank. Wenn wir in unseren Tätigkeiten keinen tieferen Sinn erkennen, auch nach langer Suche, unser ganzes Umfeld aber gefühlt danach verlangt, hat dieser ständige purpose-Alarm häufig eine Burn-out-Garantie. Wir stressen uns mit dem Gefühl, dass wir nicht so viel gesellschaftlichen Wert generieren, wie die Freunde, die vielleicht bei NGOs, Startups und im Tierschutz arbeiten und vielleicht sogar dafür schlechteres Gehalt akzeptieren. Das zeigt das erneut erhöhte Niveau der krankheitsbedingten Fehlzeiten der DAK. Der Grund: ein erneuter Anstieg bei den psychischen Erkrankungen.

Vielleicht sollten wir daher weniger über Sinn bei der Arbeit reden, sondern viel mehr über die enorme Gleichzeitigkeit, die bei vielen heute im Job vorherrscht. Unzählige To-Dos sind parallel zu managen, Familie und Job unter einen Hut zu bringen und eine kleinste zusätzliche Aufgabe bringt das Kartenhaus zum einstürzen. Wir sind im Epizentrum vom Stress. Ruhe ist etwas, wonach wir uns kollektiv immer mehr sehnen.


Mal eine entspannte Runde um den Block – aber bitte schnell

Und warum? Weil wir häufig meinen, besser als die anderen sein zu müssen, besonders viele Aufgaben schaffen zu können, ein hohes Gehalt benötigen, um glücklich zu sein oder eben mehr Sinn als unser Umfeld mit unseren Tätigkeiten stiften zu müssen. Im System der Einzigartigkeit, in welchem wir heute leben, hat alles – auch die Entspannung – immer einen Zweck, um etwas zu erreichen. Jeder ist der Leistungssportler seines Lebens. Eine metaphorische Runde um den Teich joggen, einfach nur weil man Freude am Sport hat, macht heute keiner mehr. Alle wollen möglichst weit laufen und Bestzeiten generieren. Durchschnitt möchte keiner mehr sein. Und einfach mal etwas zu tun, das sich gut anfühlt, einfach weil es sich gut anfühlt, gibt es kaum noch.

Ich war Leistungssportlerin. Ich war gut. Ich war aber nicht großartig. Obwohl ich besser wurde, stets fleißig trainierte und das Training meinem immer wachsendem Wissens- und Leistungsstand anpasste, gab es immer noch bessere Personen. Andrea Petković spricht von diesem Phänomen insofern, dass auf jedem Niveau Unterschiede in besser und schlechter bestehen bleiben. Auch, wenn sich der Kreis der Exzellenz verdichtet. Denn diejenigen, die – meist mit weniger Aufwand als ich – besser waren, hatten einen Vorteil: das Laufen war ihr natürlicher Zustand. Sie mussten nicht über alles nachdenken, alles genau analysieren. Sie liefen zum Großteil einfach. Und waren daher einfach richtig gut. Diese Lektion war schwer zu akzeptieren, aber notwendig, um die Tätigkeiten zu finden, die mir einfach leicht fallen. Eine Lektion, die mir heute noch häufig hilft, immer wieder Altes loslassen zu können, Neues zu finden und „meine“ Dinge in meinem Leben zu verankern.


Der Sinn in der simplen, egoistischen Freude an etwas

Wisssensakkumulation ist unfassbar wichtig zum Weiterkommen und Wachsen. Und als Coach bin ich überzeugt, dass dieses Wachstum-Mindset wichtig im Leben ist. Aber wenn wir keine ehrliche Freude an etwas haben oder an Dingen festhalten, in denen wir nie wirklich richtig gut sein werden, weil wir uns die Gründe dafür nicht eingestehen wollen, werden diese Dinge uns nie richtig erfüllen. Etwas wird immer fehlen.

Einfach mal Spaß an etwas zu haben, scheint da doch wie ein guter Anfang, oder? Spaß ist essentiell, um auch mal anhaltende Tiefs mit Motivation durchstehen zu können. Nicht immer liegt ein tieferer Sinn in jeder Tätigkeit. Manchmal reicht es auch aus, dass wir Spaß an der Tätigkeit haben, die uns unser Einkommen generiert. Und das kann durch viele Faktoren entstehen: Flexibilität, Eigenverantwortung, Raum für Kreativität, gute Kollegen, toller Chef, passende Firmenkultur…

Haben wir schlicht keinen Spaß bei der Arbeit, erklären wir unsere Unzufriedenheit daher heute häufig mit fehlendem Sinn. Dieses Modewort ist gemeinhin akzeptiert. Und das Schöne ist, dass wir uns vor anderen für unsere Unzufriedenheit nicht rechtfertigen müssen. Stattdessen zeigen wir, dass wir nach etwas mit einem höheren Sinn für die Allgemeinheit streben und nicht nach unser eigenen, egoistischen, Freude. Denn wer möchte in dieser Gesellschaft heute schon als egoistisch gelten?

Aber vielleicht ist ein erster Anfang für eine größtenteils zufriedenstellend Arbeit genau das: weniger Sinnsuche und mehr fragen, was einem denn wirklich ehrliche Freude bereitet. Und vielleicht ist das dann schon Sinn genug.

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